
Ist mir doch egal, was andere denken - oder doch nicht?
Über die Bedeutung der Meinung anderer
„Es ist doch total egal, was andere denken – nur deine eigene Meinung/Perspektive ist wichtig“. Dieser Satz begegnet uns oft, wenn wir uns mit Selbstliebe und besonders Körperliebe beschäftigen. Prinzipiell ein schönes Konzept, aber ehrlich gesagt einfach unmöglich. Klar, wir wollen gerne selbstbewusst und stark auftreten, no matter what. Egal, was unser Umfeld von uns denkt. Aber sind wir doch mal ehrlich, so funktioniert der Mensch nicht. Wir sind soziale Wesen und haben früher in Stämmen gelebt, aus denen wir nicht ausgestoßen werden wollten. Deshalb ist es so tief in uns eingespeichert, unser Umfeld nicht zu verschrecken. Es ist also Teil unseres Überlebensinstinkts, angenommen zu werden. Das wird man nicht einfach mal eben von heute auf morgen los. Wie man aber besser darin werden kann und den Satz auf gesunde Weise in sein Leben integriert, das erfährst du hier:
Gerade nicht im Lese-Mood? Hier findest du eine Zusammenfassung als Video:
Manche Meinungen sind uns wichtig und das ist gut so!
Wichtig ist, ein Bewusstsein darüber zu schaffen, dass man anfangen darf, zu differenzieren, wessen Meinung wirklich zählt und welche Qualität eine Meinung hat.
Denn: Es ist nicht egal, was alle anderen über dich denken – aber es ist egal, was die meisten anderen über dich denken.
Was meine ich damit genau? Oft haben wir in unserem Kopf diese Stimme, die uns sagt, wir können irgendetwas nicht tun, weil „was würden denn dann die Leute denken“. Wenn wir mit dem Crop-Top auf die Straße gehen, wenn wir unseren Job kündigen und die Weltreise machen oder wenn wir uns das riesige Tattoo stechen lassen.
Und in solchen Momenten ist es wichtig genau zu reflektieren. Wessen Meinung beeinflusst mich gerade? Ist mir diese Meinung eigentlich wichtig? Denn genau darauf zielt dieser Satz eigentlich ab: es ist doch egal, was fremde Menschen denken bzw. was Menschen denken, deren Ideale so fern von meinen eigenen ist.
Wie lerne ich, wessen Meinung wirklich zählt?
Nun ist das natürlich erstmal leicht gesagt, denn die Gesellschaft hat uns geprägt und wir haben das Bedürfnis „reinzupassen“. Wir wissen aber, dass wir es sowieso nicht allen recht machen können und deshalb ist es unheimlich gesund, die „I don’t give a F**k about everyone“ – Perspektive einzunehmen. Hier einige Tipps, die dabei helfen, wenn man sich mal wieder Gedanken macht, was bestimmte Personen denken:
Zwei Fragen, die dir helfen können:
Ist mir diese Person wichtig?
Ist es wirklich wichtig, ob die ältere Dame im Bus dich abschätzig anschaut, weil du ein bauchfreies Oberteil trägst? Sollte es wirklich deine Laune beeinflussen, wenn die Kollegin, die du sowieso nicht leiden kannst, dir deine Kündigung und Weltreise schlecht reden will? Auch, wenn es sich in dem Moment oft so anfühlt, eigentlich nicht, oder? Egal, worum es geht, es ist wichtig, sich klar zu machen, ob die Kritik, die wir erfahren, wirklich von einem Menschen kommt, der eine wichtige Rolle in unserem Leben spielt. Die Dame im Bus siehst du wahrscheinlich nie wieder, die Kollegin ist nach der Kündigung auch aus deinem Leben verschwunden. Mach dir das in solchen Momenten klar und lass diese Meinungen los. Sie sind unwichtig und haben in deinem Kopf und Selbstwert nichts zu suchen.
Wenn die Person allerdings eine wichtige Rolle in deinem Leben einnimmt, wie dein Partner, deine Familie und deine Freunde, dann sieht die Situation schon anders aus. Dann gilt es, auch die nächsten Fragen zu beantworten:
Teilt die Person meine Werte und hat sie eventuell sogar Recht?
Das ist eine der wichtigsten Fragen, wenn du es schwer für dich ist, die Meinungen anderer nicht an dich heranzulassen: Teilt dieser Mensch meine Werte? Denn wenn Nein, dann sollte auch deren Ansicht dich nicht in Selbstzweifel stürzen. Nehmen wir an, ein Familienmitglied kritisiert dich, weil du das Jobangebot mit der hohen Bezahlung nicht angenommen hast, wie kann man denn soviel Geld ausschlagen? Die Werte dieses Menschen sind offenbar sehr materiell und sicherheitsbezogen. Wenn du dir aber im Klaren bist, dass dir mehr Freizeit und ein Job der dir Freude bereitet wichtiger sind, als die hohe Bezahlung - dir also über deine Werte im Klaren bist - kann dich dieser Kommentar kalt lassen.
Was, wenn jemand die gleichen Werte mit dir teilt und eine wichtige Person in deinem Leben ist? Dann kannst du davon ausgehen, dass dieser Mensch seine Meinung mit dir teilt, weil du ihm am Herzen liegt. Vielleicht stellt dein Partner deine Idee der neuen Haarfarbe in Frage, weil er weiß, du bereust solche Sachen sehr schnell und willst wahrscheinlich nach einer Woche deine Naturfarbe zurück. Oder deine beste Freundin rät dir, den Job anzunehmen, damit du endlich deinen Kredit abbezahlen kannst. Egal was es auch sein mag, bei diesen Menschen lohnt es sich erstmal zuzuhören. Das heißt nicht, dass man deren Meinung als die Antwort ansehen sollte und blauäugig deren Ratschlag folgt, aber es kann gesund sein, sich die Ansichten dieses Menschen zumindest einmal anzuhören. Die Entscheidung liegt natürlich letzten Endes bei dir. Denn auch dann kannst DU entscheiden, dass dir diese Meinung egal ist und trotzdem dein Ding machen.
Conclusion
Wenn man sich erstmal darüber im Klaren ist, dass es niemals ganz egal sein wird, was andere denken, dann nimmt uns das immens viel Druck. Denn die Meinungen unserer Liebsten, die unsere Werte teilen, können wichtig sein. Die Ansichten Fremder oder von Menschen, die fern ab der eigenen Überzeugungen leben, dagegen eher nicht. Natürlich klingt diese Differenzierung von Außen gesehen so einfach. Trotzdem fällt es uns oft schwer, Kritik von Menschen, die uns wichtig sind zu ertragen, auch, wenn wir wissen, dass sie anders denken als wir. Oder die Meinung von für uns unwichtigen Menschen verletzt uns auch trotz dieses Bewusstseins.
Das ist Ok, denn es ist ein Prozess. Wir wachen nicht morgens plötzlich auf und zeigen allen den Mittelfinger und rufen Fuck-it – sollten wir auch lieber nicht 🙂
Aber wir können besser werden, eine Resilienz aufbauen und uns mehr darauf konzentrieren, die richtigen Menschen in unserem Leben ernst zu nehmen. Und am aller meisten uns selbst – jeden Tag ein bisschen mehr.


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