
Wie Medien-manipuliert bist du?
Wie dir der Blick in die Vergangenheit hilft, deine heutige Beziehung zu deinem Körper zu heilen.
Könnt ihr euch noch Werbespots aus eurer Jugend erinnern? An den mit dem Erdnussriegel zum Beispiel? Auf einem Tisch liegen zwei verschiedene Snack-Riegel. Ein etwas nerdiger Typ in einem weißen Hemd sagt: „Ich stecke den Schokosnack in meine linke Brusttasche, den Erdnussriegel in meine rechte.“ Eine Frau kommt ins Bild. In engem rosa Kleid, das ihre große Oberweite besonders in Szene setzt. „Damit umarme ich eine heiße Frau.“ Der Mann umarmt sie wie seelig und presst sein Gesicht gegen ihren Körper. Er sieht ihr lüstern nach, als sie aus dem Bild verschwindet. Dann zeigt er uns, dass der Schokoriegel durch die Hitze der Körper auf dem weißen Hemd geschmolzen ist und die andere Tasche wie von Zauberhand sauber geblieben ist.
Jenny, das ist ein etwas abwegiger Start für einen Body-Image Blog, oder? Diesen Gedanken kann ich verstehen. Lies einfach unten weiter oder schau dir das Video an und plötzlich macht es Sinn 🙂
Gerade nicht im Lese-Mood? Hier findest du eine Zusammenfassung als Video:
Ich möchte heute mit euch in eure frühesten Medien-Erinnerungen abtauchen. Denn sie sind das, was uns umgeben hat, als wir unser Selbstbild aufgebaut haben. Als wir unsere Beziehung zu unserem Körper aufgebaut haben. Als wir gelernt haben, was „richtig oder falsch an uns ist“. Bei mir war eine davon eben dieser Spot!
Unser Umfeld prägt uns und unser Körperbild
Dieser Fernsehspot ist eine meiner frühesten Erinnerungen an mediales Schönheitsideal. Als ich jünger war, fand ich ihn irgendwie lustig. In meinem Freundeskreis haben wir ihn manchmal zitiert, darüber gelacht. Er war Teil unserer Normalität. Diese Frau war für uns Normalität. Perfekt = schlank, große Brüste, blondes Haar. So musste eine perfekte Frau aussehen, damit ein Mann sich nach ihr verzehrt.
Und versteht mich nicht falsch, das kam natürlich nicht durch einen Spot. Nein. Da muss man schon das große Ganze sehen: Werbespots, Teleshopping, Musik-Clips Filme, dann irgendwann auch Social-Media, das ALLES hat uns beeinflusst.
Desto jünger wir sind, wenn wir etwas konsumieren, desto ungefilterter wird es einfach in uns abgespeichert. Wir werden damit quasi programmiert. Wenn wir klein sind hinterfragen wir nicht, ob ein Schönheitsideal unrealistisch, schädlich oder abwertend ist. Es IST einfach. Und wir nehmen es hin und vergleichen uns unbewusst ständig mit dem, was wir als „perfekt, angemessen und richtig“ erfahren haben.
Liebesfilme zeigten uns, dass die tolle, schlanke Hauptfigur den Traummann abkriegt. Und wenn nicht, erlebt man den kompletten Make-over einer fehlerhaften Frau. Und erst, wenn sie so hübsch ist, dass ihr alle Typen hinterherschauen, dann ist sie wertvoll. In Werbeshows zeigten uns vermeintlich „perfekte“ Menschen, wie wir auch perfekt werden können. Mit dieser Hautcreme oder jener Diät. Vorher/Nachher-Bilder waren Teil unseres Alltags. In Model-Contests zeigte man uns, was „Schönheit“ bedeutet. Was an sogar „fast perfekten“ Körpern noch zu optimieren war. Kritik jagte Kritik, jagte Kritik.
Diese Liste könnte ich weiter führen, bis wir eine ganze Enzyklopädie an schädlichen Einflüssen für unser Body-Image zusammen haben. Es ist traurig, denn all das hat uns geprägt. Nun sollten wir uns aber natürlich nicht als Opfer sehen. Sich in die Opferrolle zu begeben macht uns schwach und handlungsunfähig. Wir waren gewissermaßen das Opfer dieses Umfeldes, aber heute sind wir weise und stark genug, uns dagegen zu wehren. Es liegt in unserer Verantwortung, diese Altlasten loszulassen. Heute haben wir die Möglichkeit, diese Programmierung hinter uns zu lassen und sie zu überschreiben.
Wie wir alte Programme auflösen und in die Selbstliebe kommen können
Schritt eins ist, wie so oft im Leben, Bewusstsein. Werde dir klar darüber, was deine früheren Medienerinnerungen sind. Filme, Werbung, Zeitschriften, Musikvideos, Social-Media. Was haben dich diese Quellen Falsches gelehrt? Was ist dein Programm, das dir schwer macht, dich selbst zu lieben? Das dich dazu bringt, dich ständig zu kritisieren? Identifiziere den Bullshit. Wenn es dir hilft, schreib dir die Erfahrungen und die damit verbundenen Überzeugungen auf. Journaling hilft, besonders, wenn du dir danach deine Worte nochmals durchliest. Oder sprich es dir auf deine Diktier-App und höre es dir danach nochmal an. Oft hilft ein Schritt zurück um das große Ganze zu verstehen.
Hinterfrage den Bullshit. Wenn du eine Liste an Überzeugungen hast, die du dir durch den so oft unvermeidbaren Medienkonsum eingefangen hast, dann wird es Zeit, diese zu hinterfragen. Stimmt das, was ich da glaube? Ist das wirklich wahr? Oder ist das nur eine Geschichte, die sich die Gesellschaft ausgedacht hat. Ist es etwas, das ich in meinem System behalten möchte? Wenn die Antwort Nein ist, dann schreibe deine Wahrheit auf. Kehre die negativen Gedanken in solche, die dir dienen: Meine Schönheit hängt nicht von meinem Gewicht ab. Körper in den Medien sind fake. Das Schönheitsideal, das dort gezeigt wird ist nicht die Realität. Ich bin wertvoll mit genau dem Körper, den ich habe. Alle Körper sind schön.
Entscheide dich bewusst, das Negative loszulassen, und ersetze sie durch Gedanken, die dich gut fühlen lassen. Das kann einfach in Gedanken sein, mit Hilfe einer Meditation oder sogar mit einem Ritual, in dem du deine alten Überzeugungen aufschreibst und verbrennst. Tu, was sich für dich richtig anfühlt. Wichtig ist, dass du dir und deinem System klar und deutlich signalisierst, dass du diese Überzeugungen loslassen willst.
Übung macht die Meisterin. Alles bisherige war noch ziemlich einfach. Etwas zu realisieren und zu entscheiden ist nämlich das Eine. Es im Alltag zu integrieren ist das Andere. Es braucht Übung und Durchhaltevermögen, um die alten Muster loszulassen:
- Trainiere dich darin, zu bemerken, wann du Selbstkritik ausübst oder Scham für deinen Körper spürst. Sage entweder laut oder in Gedanken STOP.
- Halte kurz Inne und überlege, welche Programmierung dich zu diesem destruktiven Verhalten verleiten. Die Vorarbeit der ersten 3 Schritte macht dir diesen Prozess leichter.
- Ersetzte die schädlichen Gedanken durch die, die dir gut tun.
Am Anfang mag es sich schwer und unnatürlich anfühlen. Quasi als würdest du lügen. Lass dich davon nicht abbringen. Fake it, till you Make it! Es ist ein Prozess der Übung braucht, sich am Ende aber wirklich auszahlt. Ich verspreche es dir! Ach ja, und wie immer: Hab Mitgefühl mit dir selbst, wenn es mal nicht so klappt, wie du es gerne hättest. Wir sind alle unperfekte, wundervolle Menschen, die lernen und wachsen dürfen. Da gehören Fehler dazu!
Feministische Themen sind ein Fass ohne Boden
Ich hatte mir vorgenommen, darüber zu schreiben, wie wir unsere Vergangenheit bezüglich Medienkonsums analysieren können, um alte Glaubenssätze loszulassen. Beim Prozess sind dann ständig andere Themen hochgekommen, die ich am liebsten hier mit reingebracht hätte. Die Objektifizierung von Frauen in diesem Kontext. Beziehungsdynamiken, die durch Medien vorgelebt werden. Die Wahrnehmung von Normalität. Und noch so viele mehr. Es fällt mir oft nicht leicht, soviel herauszulassen, denn es fühlt sich dann manchmal unvollständig an.
Wenn ihr diesen Artikelt gelesen habt, dann betrachtet ihn bitte auch als das, was er ist. Ein kleines Stück in einem viel größeren Bild. Es ist eine wichtige und notwendige Reise, alle Facetten dieser Thematiken – hier den Einfluss der Medien auf unser Körperbild – einzufangen. Das geht nur leider nicht auf einmal. Das bedeutet aber auch, dass wir noch viele Seiten mehr zu beleuchten haben – Poco a Poco!


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